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Die Unerzogenheit unserer Kinder und wie wir daraus lernen können...

  • Bio Kind
  • 23. Nov. 2016
  • 4 Min. Lesezeit

Die Unerzogenheit unserer Kinder…

„Lassen Sie Ihr Kind immer mit den Stiefeln auf der Bank herum laufen?“,

fragt mich eine andere Mama, als wir im Warteraum beim Kinderarzt sitzen.

Mit tiefem Blick mustert sie mich. „Aber na klar,- nicht immer – aber heute. Immerhin hat sie das bis heute noch nicht ausprobieren können„.

Ich höre ihr zischen. Dass ihr meine Antwort so überhaupt nicht in den Kram passt. Das ist immer so. Die Leute mögen es nicht, wenn man nicht auf ihre Vorschläge und Meinungen eingeht. Sie fühlen sich dann verärgert und lassen es dich auch binnen weniger Sekunden spüren.

Mich… Ach, mich stört das schon gar nicht mehr. „Der arme Junge„, denke ich eher, als ich ihn Kerzengerade dort auf dem Stuhl sitzen sah. Nicht einmal die Figuren im Buch durften seine Finger berühren. Man könnte ja etwas kaputt machen. Oder schmutzig. Dabei ist er gerade mal so alt wie Lotta. Ich spüre seinen unerfüllten Entdeckergeist und sehe die unsichtbare Kette, die seine geformte Mutter ihm um den Hals legte.

Un-er-zogen. Ja, dass meinte sie zu sagen. Dabei ist dieses Unerzoge genau das, was ich will. Ich will meinem Kind jegliche Freiheit gewähren selbst entscheiden zu können, was es in welchem Moment tun mag. Natürlich!

Und da stehe ich auch zu – gehört eine gewisse Lenkung dazu.

Ebenso Grenzen. Aber Grenzen die sich auch immer und in jeder neuen Situation neu anpassen lassen. So kann ich sagen: „JA, du darfst jetzt eben hier oben herum laufen – ABER, danach machen wir die Bank gemeinsam wieder Sauber. Dafür holen wir ein Taschentuch. Und beim nächsten mal ziehen wir dann die Schuhe aus okay?“ – „JAAAAA„… ruft sie dann immer.

Nun könntest du sagen: „Aber warum zieht sie sich nicht gleich die Schuhe aus und läuft DANN auf der Bank herum…?!„. Nun. Einfach, weil GENAU DIESE Erfahrung auch einmal gemacht werden muss. Wie fühlt es sich an, mit den Schuhen auf gerade diesem Holz herum zu laufen und vor allem, wie ist es meine gelaufenen Spuren danach wieder zu beseitigen?.

Dabei ist diese Erlaubnis kein Freischein es genau immer so zu tun. Glaub mir! Jede meiner Erfahrung hat gezeigt, dass es für das Kind völlig normal ist gewisse Grenzen zu bekommen. Ja, sie fordern das geradezu ein.

Und in Wahrheit habe ich selten ein schrill schreiendes Monstrum vor mir, dass ihren Kopf jetzt und hier unbedingt durch die Wand bekommen muss.

Vielleicht habe ich mir im laufe meiner Arbeit mit autistischen Menschen angeeignet, dass es sehr hilfreich sein kann situationsorientiert zu handeln.

Für jedes Alter die richtigen „Grenzen“.

Natürlich sollte eine vierjährige mittlerweile verstanden haben, dass man eben NICHT mehr mit den schmutzigen Schuhen auf einer Bank im Wartezimmer herum läuft. Dafür gibt es in dessen einfach soooo viel anderes, was man zur Beschäftigung tun kann. Zum Beispiel mit Mama ein Buch lesen.

Dies kann ich mit meinem 22 Monate alten aktiven Kleinkind heute noch nicht. Sie möchte viel lieber auf Entdeckung gehen. Und so muss ich für jedes alter, die richtigen Grenze finden – gemeinsam MIT meinem Kind – und setzen.

Ich bin so ganz anders aufgewachsen. Bei mir gab es noch Stubenarrest wenn ich nicht so zirkulierte wie meine Eltern es wollten.

Beziehungsweise, – wie mein Vater das wollte.

Er wurde im Klassischen Erziehungsmodell der 50 ger Jahre hineingeboren. Seinen Eltern scherte es nicht, wenn das Kind schrie. Im Gegenteil.

Damals lies man sich die Kinder noch stundenlang die Seele aus dem Hals schreien. Ob mein Vater dadurch seine Seele verloren hat?

Dass er deshalb manchmal so grob ist? Ich weiß es nicht.

Ich weiß nur, dass seine Kindheit anders geprägt, als die meines von heute ist. Er versteht nicht, warum Lotta kein Fleisch isst. Oder eher gesagt – essen soll. Wir. Die Bösen Eltern. Die das wohl verbieten. Was ein quatsch.

Aber es reicht leider nicht ihm das 100ste mal zu erklären, dass das Kind frei entscheiden kann was es isst. Und zwar DANN, wenn es im alter IST selbst zu entscheiden. Wenn es weiß, dass das was auf dem Teller ist mal ein Tier war. Natürlich soll sie sich ausprobieren. Und wenn sie einmal nach Chicken und Nuggets im Supermarkt fragt, dann soll sie diese doch auch bekommen.

Mit dem verweis, WAS sie sich dort kauft.

Klar ist, die Menschen wollen immer Diskutieren. Sie können es nicht stehen lassen, dass andere einfach anders Leben als sie.

Man hört immer nur: „Also wir hätten ja…“ und „Ich glaube nicht, dass…“ und selten „Oh das finde ich total Großartig.“ Wobei, letzteres kommt nun wieder häufiger vor. Weil wir angefangen haben dadrüber zu stehen.

Weil wir unseren Blickwinkel abgewandt haben von der pöbelnden Masse.

Wir umgeben uns mit netten gleichgesinnten. Und das tut uns gut.

Nicht, weil wir eine art Sekte anstreben. Wir isolieren uns nicht.

Aber mit unserer Lösung gehen wir einen abgestimmt auf uns – ganz individuell – leichteren Weg. Dabei ist und bleibt die Normgesellschaft uns nicht fremd.

Sie soll uns leiten in gewisser Weise – aber nach unserem Tempo und unseren jetzigen Bedürfnissen.

Die Unerzogenheit unsrer Kinder lässt uns also lernen, unser Urvertrauen in unsere Kinder zurück zu bringen und uns selbst keine fremdgesteuerten Lasten zuzulegen.


 
 
 

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